
Der Karneval steht diesen Monat ganz im Zeichen von künstlich erschaffenen Wesen. Mit dem Beitrag von Clawdeen zum Thema “Roboter, Golems, Kunstwesen” fällt der Startschuss zum Karneval.
Die Literatur thematisiert seit Jahrhunderten immer wieder das künstlich erschaffene Wesen. So gibt es seit dem 16. Jahrhundert die jüdische Legende des Golem. Dieser wurde von Judah Löw, einem Rabbiner in Prag, aus Lehm erschaffen und sollte den Juden in Prag helfen. Vor fast 200 Jahren, wurde der Roman “Frankenstein” von Mary Shelly veröffentlicht. In der Geschichte, geht es um den jungen Wissenschaftler Viktor Frankenstein der, an der Universität Ingolstadt, einen künstlichen Menschen erschafft. Im Jahr 1940 war es Isaac Asimov der sich in seinem Werk „Robbie“ das erste mal mit Maschinen mit künstlichen Gehirnen, den Robotern, beschäftigte. Zwei Jahre später stellte er in seiner Erzählung „Runaround“ die drei Gesetze der Robotik auf. In unzähligen literarischen und filmischen Adaptionen wurden diese Werke neu aufgelegt. Und sie sind mit Sicherheit eine Inspiration für die Menschen, um den Schritt zum künstlich erschaffenen Wesen näher zu kommen. Der immer währende technische Fortschritt gibt uns dabei immer mehr Spielereien zur Hand, mit denen man dem Ziel weiter entgegen kommt.
Mit Sicherheit waren dies auch Einflüsse, die die verschiedenen Elemente in Shadowrun dazu trieben, ein künstliches Wesen zu schaffen. Für mich gibt es im Moment, anno 2077 in der 6. Welt, drei Punkte die mir zum künstlichen Wesen einfallen.
- KI
- Monad
- Cyberzombie
KI – Künstliche Intelligenz
Wie der Name es schon impliziert, ist es ein rein künstliches Wesen. Man muss diese allerdings noch in die sich bewussten KI’s und unbewussten KI’s unterteilen. Die unbewussten künstlichen Intelligenzen sind in der Regel hochentwickelte Programme wie Expertensystem, Autopiloten, oder IC. Damit sich aus ihr eine sich bewusste KI entwickelt, müssen einige Punkte erfüllt sein:
- Es muss ein extrem hochentwickeltes Ursprungs-Programm existieren.
- Das Programm muss Zugriff auf eine riesige Menge Rechenkraft haben.
- Das Programm muss über einen langen Zeitraum laufen.
- Es muss ein X-Faktor eintreten, der die Initialzündung für die Weiterentwicklung ist.
Nach der Weiterentwicklung bildet die künstliche Intelligenz ein Bewusstsein aus. Damit ist sie in der Lage selber zu handeln, selber zu denken und sprengt damit die Ketten seiner ursprünglichen Programmierung. Die erste Generation dieser KI’s waren Deus, Morgan/Megaera und Mirage. Sie waren quasi allmächtig in der Matrix, aber nach dem Crash 2.0 verschwanden diese. Mit dem Entstehen der neuen Matrix, traten auch bald die zweite Generation der KI’s in Erscheinung. Diese waren nicht so mächtig wie die erste Generation, aber treten in einer breiten Vielfalt auf. Sie sind Künstler, Botschafter, Schieber und manche besitzen sogar eine SIN und arbeiten bei einem Megakonzern.
Monad
Wer sich für den Metaplot von Shadowrun interessiert und die Quellenbücher Gestohlene Seelen, Lockdown und Chrome Flesh gelesen hat, der hat diesen Begriff dort gelesen und kann etwas damit anfangen (Anmerkung: Da es die letzten beiden Bücher im Moment nur im Englischen gibt, bleibt es abzuwarten, ob der Begriff auch in das Deutsche übernommen wird.). Um es recht simpel zu erklären, ist es die Verschmelzung von KI und Metamensch. Die KI übernimmt dabei den Wirtskörper und verdrängt die eigentliche Persönlichkeit des Metamenschen. Wem jetzt das Kognitive-Fragmentierungs-Syndrom (KFS, oder CFD im Englischen) einfällt, der liegt genau richtig. KFS beschreibt im Grunde den Prozess, der im Metamenschen vor sich geht, wenn die KI von ihm Besitz ergreift. Das ganze findet mit Hilfe von Nanotechnologie statt, die von einer KI programmiert wurde. Somit schaffen im Grunde künstliche Wesen andere “künstliche Wesen”. Meiner Meinung nach sind die Monads nur “halbe künstliche Wesen”, da sie nur die “Seele” des Menschen durch ihre eigene ersetzen, sonst aber wenig technisches dabei von statten geht. Ich finde sie in diesem Kontext allerdings erwähnenswert, da sie so gesehen eine Weiterentwicklung der KI darstellen.
Cyberzombie
Der Cyberzombie ist für mich das Paradebeispiel für ein künstliches Wesen. Man nehme einen Metamenschen und operiert soviel Cyberware in ihn, bis er mehr Maschine als Mensch ist. Normalerweise würde ein Metamensch sterben, aber durch aufwendige magische Rituale (Cybermantie) wird der Geist an den Körper gebunden und der Metamensch existiert weiter. Erst das Zusammenspiel von Technologie und Magie macht diese Wesen funktionsfähig. Der Wartungsaufwand für einen Cyberzombie ist allerdings enorm und kostspielig, genau wie seine Herstellung, weswegen man davon ausgehen kann, dass sich nur wenige Konzerne diesen Luxus leisten können. Ein weiterer Nachteil ist die psychische Instabilität der Menschen. Denn sie wissen, dass sie eigentlich tot sein sollten, aber dennoch leben. Sie haben ihr vorheriges Leben vergessen und leiden unter Flashbacks aus diesem. Viele sind auch suizidgefährdet und versuchen ihrer Existenz dadurch zu entkommen. Die wohl bekanntesten Cyberzombies sind Hatchetman und Burnout.
Was benötigt man um einen Cyberzombie herzustellen? Zuerst braucht man eine Deltaklinik, da nur in dieser Cyberware, mit der Qualitätsstufe Delta, chirurgisch implantiert werden kann. Das gleiche sollte auch mit der Qualitätsstufe Gamma funktionieren. Als zweite Voraussetzung braucht man spezialisierte Magier, die während der Operationen mit komplizierten magischen Ritualen die Seele/den Geist an den Körper binden. Dieser Prozess wird auch Cybermantie genannt. Die bekannte Grenze für das Prozedere liegt bei einem Essenzwert von -6.


Wenn man sich die Kosten für die ganze Cyberware ansieht, dann wird sich der normale Runner das nie leisten können und es ist auch höchst selten, dass sie einen Kontakt zu einer Deltaklinik haben. Daher sind nur die großen Konzerne in der Lage die Kosten für die Operationen und für die anschließende Instandhaltung zu tragen, aber nicht alle haben Zugang zu einer Deltaklinik. Im Moment können nur vier der zehn Megakon’s wirklich zuverlässige Cyberzombies herstellen. Zwei von ihnen sollen bereits über 100 hergestellt haben, einer soll über 87 verfügen und einer soll 14 fertige und seinen 15. im Bau haben. Um wen es sich dabei genau handelt, weiß man nicht. Wenn ich aber raten müsste, dann würden mir Aztechnology, Saeder-Krupp, Evo und ein Japanokon, entweder Renraku oder Shiawase, einfallen. Alle besitzen Zugang zu den nötigen Ressourcen und haben mindestens eine eigene Deltaklinik. Die Tendenz aus den letzten Jahrzehnten zeigt, dass immer mehr Cyberzombies hergestellt wurden und werden. Mir stellt sich jetzt die Frage, warum einige Megakon’s gleich so viele Wesen herstellen und auch noch in Stand halten. Welche Aufgaben könnten sie erfüllen, die zum Beispiel ein Shadowrunner nicht erfüllen kann? Ein wesentlicher Punkt wird Forschung sein. Denn die Konzerne sind immer darauf aus, durch Technologie und Forschung der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Weitere Punkte dürfte die Bewachung von geheimen Anlagen der Konzerne und Missionen mit Selbstmordcharakter sein. Denn die Cyberzombies erfüllen ihre Aufträge, ohne nach zu fragen, oder Entscheidungen in Frage zu stellen. Das macht sie zu idealen, aber teuren Mitarbeitern. Ein Vier-Mann-Team mit MilSpec, dürfte über eine so enorme Feuerkraft und Zerstörungskraft verfügen, dass es schwer wird sie aufzuhalten.
Viktor Frankenstein war nach der Erschaffung seines Wesens so angewidert von diesem, dass er vor ihm floh und es mit den Jahren vergaß. Am Ende verfolgte Viktor seine Schöpfung bis in die Arktis und starb beim Versuch es aufzuhalten. Durch den Verlust seines Schöpfers schwer getroffen, richtete sich das Geschöpf im Anschluss selber. Judda Löw zerstörte seinen Golem nach der erledigten Arbeit, dies ist zumindest ein Ende der Legende. In beiden Werken werden die künstlich erschaffenen Wesen zerstört. In der Welt von Shadowrun leben sie als Väter eines Gedankens weiter, sei es als anerkanntes Wesen mit eigenen sozialen Status, Kampfmaschine, Gejagten oder Forschungsobjekt.